Monatsimpulse 2022

Auf dieser Seite werden Monatsimpulse geteilt, die im Rahmen eines kleinen Andachtsbuches für das Jahr 2022 erstellt wurden. Diese Impulse sind Gedankenanstöße von MBKler*innen.

Viel Freude beim Lesen!

Januar - Mareike Hauer

„Jesus Christus spricht: Kommt und seht!“ Johannes 1,39

Sehen. Einer der Sinne. Manche sehen schlechter, manche besser. Ich wäre ohne meine Brille als Sehhilfe aufgeschmissen, würde ständig irgendwo vorlaufen und spätestens am Straßenverkehr sollte ich ohne Brille nicht teilnehmen. Meine Brille hilft mir klar zu sehen, meine Freund:innen schon aus der Entfernung zu erkennen und die Welt in dreidimensional zu betrachten. Manchmal ist auf meiner Brille ein Fleck oder sie ist verschmiert und ich sehe Schleier. Wenn ich von Kälte in Wärme komme, beschlägt sie und ich steh im Nebel. Wenn ich die Brille absetze, sehe ich deutlich weniger und kann mich schlecht orientieren. Vielleicht ist meine Brille eine Metapher für meinen Glauben. Wenn ich mit meinem Glauben durch die Welt laufe, sehe ich vieles klar und bekomme Orientierung. In manchen Situationen stehe ich auch erst einmal im Nebel und bin unsicher, bis ich Dinge mit meinem Glauben ausgemacht oder verhandelt habe. An manchen Tagen müssen auch mal alte Glaubenssätze gereinigt werden, damit ich wieder vollen Durchblick habe.  Ab und zu bekommt mein Glaube auch einen Kratzer. Durch Brillen anderer Menschen können wir in den seltensten Fällen gut sehen. So wie es unzählige Brillenmodelle gibt, gibt es zig verschiedene Arten zu glauben. Einige gefallen gut, andere sagen nicht so zu. Dann kann man darüber reden und diskutieren, aber ich nehme ja auch niemandem eine Brille weg, wenn sie mir nicht gefällt. Ich kann anbieten, sie einmal ordentlich zu putzen und von Flecken zu reinigen, aber die Brille bekommt die Person dann wieder zurück. So sollte das mit dem Glauben auch sein. Glaube als Hilfe zu sehen.

Gebet: Gott, ich bitte dich: Lass mich durch meinen Glauben einen klaren Blick bekommen, damit er mir Halt und Orientierung geben kann. Schenke mir hin und wieder die Möglichkeit die Blickrichtung zu ändern und so immer neue Dinge zu entdecken und zu sehen. Lass mich durch meine Augen deine Herrlichkeit sehen. Amen.               

Lied: Open the eyes of my heart Lord (Feiert Jesus 2, Nr. 101)

Februar - Helga Westermann

„Zürnt ihr, so sündigt nicht; lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen.“ Epheser 4,26

Selten gab es in meiner Kindheit ein kleines „Donnerwetter“. Meistens war der Grund in unserem Geschwisterkreis zu finden. Jemand hatte etwas angestellt. War es ein Spiel mit dem Feuer, ein Streit oder … Unser Vater drückte dann seinen Ärger und Zorn unmissverständlich aus. Verständlicherweise fand ich das doof. Heute erinnere ich mich mit Respekt und Hochachtung: Er hatte seine Gedanken und Gefühle zur Sprache gebracht. Das Besondere ist für mich: Es gab kein Nachtragen. Nach dem „Donnerwetter“ war die Luft wieder rein. Aus meiner Kindheit bleibt der Eindruck: Ich kann neu anfangen und meinen Weg gehen. Diese Erfahrung trägt dazu bei, dass ich diesen Bibelvers bis heute aus mehreren Gründen schätze. Er beinhaltet eine Anweisung zum guten Miteinander in menschlichen Beziehungen. Menschen tragen Ärger, Wut und Zorn in sich und sind damit nicht Sünder*innen gleichzusetzen. Solche Gefühle gehören zu unserem Menschsein. Die Frage ist nur: Wie gehe ich damit um? Bin ich dauerhaft nachtragend und werde zum „Wüterich“, zu einer „Furie“? Oder bin ich bereit, zu reflektieren, weiter zu denken und Nachsicht zu üben?
Von Gott wird uns für all unser Versagen Vergebung angeboten. Wir werden herausgefordert, in dieser Weise auch unseren Mitmenschen zu begegnen. Im Vater Unser beten wir: „Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.“ Möge diese Bitte jeden Tag zur Wirklichkeit werden. Was unseren Vater und uns Kinder trennte, ist vergeben und vergessen, auch wenn das mit dem Vergessen nicht immer einfach ist. Geben wir unserem Ärger Ausdruck, nehmen wir diesen aber nicht mit in die Nacht und in den Schlaf. Morgen ist ein neuer Tag.

Gebet: Menschen liebender Gott, danke, dass wir aus der Vergebung leben können. Schenke uns die Weisheit, dass wir so auch mit unseren Mitmenschen umgehen. Bewahre uns vor nicht enden wollendem Groll und öffne uns für deine Wege mit uns und miteinander. Amen.

Lied: Abend ward, bald kommt die Nacht (EG 487)

März - Katja Demma'Indo

“Hört nicht auf, zu beten und zu flehen! Betet jederzeit im Geist; seid wachsam, harrt aus und bittet für alle Heiligen.“ Epheser 6,18

Wir denken immer. Unser Gehirn ist 24/7 beschäftigt. 24 Stunden an 7 Tagen der Woche. Mit denken, fühlen, Anweisungen geben, sortieren, lernen. Das geschieht zum Glück die meiste Zeit unbewusst, sonst würden wir wohl irgendwann durchdrehen. Allerdings ist es sinnvoll, die bewusste Seite des Gehirns regelmäßig zu nutzen. Für die wichtigen Dinge im Leben, so wie zum Beispiel das Beten. Auch das geschieht oft unbewusst, wie ein Selbstgespräch: Bitte, lass das Auto anspringen. Oh Gott, wo ist nur schon wieder meine Brille? Puh, danke, das ist ja noch mal gut gegangen. Wie schön, dass unser Unterbewusstes so oft im Gebetsmodus ist. Gott sei Dank, dass er das so gut hinbekommen hat. Eine andere Qualität bekommt das Beten, wenn wir es immer mal wieder in die bewussten Gehirnregionen holen, also in die Großhirnrinde mit den wunderbaren Frontallappen. Ein bisschen Übung gehört dazu. Wenn wir also an einer langen Einkaufsschlange stehen und im besten Fall gedankenverloren (im schlechteren Fall genervt bis zur Hutschnur) auf das Einkaufsband in schier unerreichbarer Ferne schauen, kann das ein Impuls zum Beten werden. Wenn die Ampel vor uns auf Rot schaltet, kann das ein Zeichen dafür sein, ein Gebet für eine Person in Not zu sprechen. Wenn ich in derÄrzt:innenpraxis lange warten muss, ist das die beste Zeit, zu beten und zu flehen. Unser Gehirn liebt Gewohnheiten. Darum kann eine feste Gebetszeit, an einem gewohnten Ort zu einer gewohnten Zeit, Wunder wirken. Das alles kostet zunächst ein wenig Mühe. Dann gilt es, dran zu bleiben, nicht aufzuhören, immer wieder einen Anlauf zu nehmen bis das Beten in unserem Gehirn, in unserer gesamten Haltung, nicht mehr wegzudenken ist, 24/7.

Gebet: Gott, ich danke dir für das Wunderwerk meines Gehirns, das betet, auch, wenn ich es nicht merke. Ich glaube und vertraue, dass dies wirkt. Hilf mir, immer wieder ganz bewusst zu beten, damit es mich, meine Haltung, meine Sicht der Dinge und ein kleines bisschen auch die Welt verändert. Amen.

Lied: In der Stille angekommen (Lebenslieder Plus Nr. 88)

April - Julia Standop-Kunzelmann

„Maria von Magdala kam zu den Jüngern und verkündete ihnen: „Ich habe den Herrn gesehen.“ Und sie berichtete, was er ihr gesagt hatte.“ Johannes 20,18

Da liegt es so verrückt nah beieinander: Verzweiflung, Abgrund, bodenloser Schmerz. Und: erkannt werden, Kontakt, Berührung. Aufsehen, aufstehen, aufatmen, lachen? Und sie läuft los: Erzählt. Erzählt einfach. Sie argumentiert nicht. Sie berichtet. Was sie gesehen, erlebt, erfahren hat. Einfach von der Seele weg. Vielleicht chaotisch, begeistert, ver-rückt. Sicherlich nicht wohl strukturiert, wohl argumentiert – auch nicht sich selbst gegenüber. Sie erzählt es den anderen. Vielleicht auch noch einmal sich selbst. Berichtet trotz Verwunderung. Trotz Wunderlichkeit. Und trotz Verwundung. Es steckt viel Gnade in diesem „trotz“. Sie erzählt davon.
Eine andere Maria kommt mir in den Sinn, eine eher leise, vielleicht zurückhaltende: Sie „behielt all diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen“ (Lk 2,19). Auch hier passiert Großes. Sie schweigt. Und lässt wirken. Gibt den Worten Raum, lässt sie in sich schwingen, bewegen. Andere Gedanken kreuzen, Raum nehmen, wirken, sie bewegen.
Beide Marias vergessen nicht, gehen nicht „zur Tagesordnung über“, schauen nicht Netflix zur Ablenkung, reden sich das Erlebte nicht aus oder klein. Sie reden. Oder schweigen. Aber kommen in Bewegung, lassen die Worte Wurzeln fassen in ihrem Leben, sie halten und verändern.
Mich berührt zu hören, was andere mit Gott erleben, im Lauten und im Leisen. Ich möchte mich fragen lassen: Was habe ich mit Gott erlebt? Was möchte ich erzählen, vielleicht weil ich sonst „platze“? Und was bewege ich erstmal noch nur in meinem Herzen?

Gebet: Gott, Du Liebhaber des Lebens. Du Auferstandener, Du Heiland! Danke für Dein immer  wieder Anfangen mit uns. Für Dein Wirken in uns. Für Dein Bei-uns-sein. Bring uns und unsere Herzen in Bewegung. Aus tiefer Seele: Danke für Dein Auferwecken. Amen.

Liedvorschlag: Immer abwechselnd singen: „Der König lebt!“ (Feiert Jesus II, Nr. 237), „Ich kann nicht schweigen …“ (Feiert Jesus III, Nr. 55) und „Erleuchte und bewege uns“ (Durch Hohes & Tiefes, Nr. 212) – Repeat at libitum

Julia Standop-Kunzelmann

Mai - Brigitte Jenkner

„Ich wünsche dir in jeder Hinsicht Wohlergehen und Gesundheit, so wie es deiner Seele wohlergeht.“
3. Johannes 2

„Bleiben Sie negativ“, so wünschte man sich in  der Corona-Zeit. Da manche erstaunt oder irritiert darauf reagierten, hat sich die Fortsetzung gegeben: „Aber weiter positiv denkend.“ Ist es nicht das, was in diesem Wort aus dem Johannesbrief gewünscht wird? Es geht um körperliches und seelisches Wohlbefinden. Eine ganzheitliche Betrachtungsweise: Leib und Seele gehören zusammen. Was kann man sich Besseres gegenseitig wünschen, als dass das Gleichgewicht zwischen Körper und Seele erhalten bleibt? Eine alte Erkenntnis und nicht nur eine freundliche Floskel am Briefanfang. Der Schreiber der Zeilen will damit den Schwerpunkt seiner Botschaft vermitteln: den Zusammenhang zwischen Wahrheit, Sünde und Liebe. Wer sehnt sich nicht nach Frieden, Gerechtigkeit und Zuwendung?  Lüge, Betrug, Ausbeutung, Gewalt und Hass können uns aus der Bahn werfen. Dabei ist aber nicht gemeint, dass nur die Gesundheit das seelische Gleichgewicht bringt. Wie viele Menschen müssen mit Krankheiten kämpfen und sind doch zufrieden, gelassen und geduldig? Woher kommen diese Kräfte? Ich meine, sie werden uns geschenkt, wenn wir unser Getrenntsein von Gott (Sünde) erkennen und um seine Erlösung und Liebe bitten. Ich selber habe erfahren, dass ich in schweren Zeiten getragen wurde und mir Geduld mit mir und anderen gegeben wurde. Eine wichtige Voraussetzung, um inneren Frieden zu finden. Es sind die Achtsamkeit, die Nächstenliebe, die Empathie und die Fürbitte, die wir neben aller praktischen Hilfe geben können und auch selber empfangen, die uns das „Wohlergehen“ auf dem gemeinsamen Weg im Glauben bringen.

Gebet: Herr, ich danke dir für deine Hilfe, die ich erfahren durfte. Ich bitte dich für uns alle: Gib uns Kraft, wenn wir müde werden und festen Frieden in Sturm und Streit. Sei unser Hüter bei Tag und bei Nacht und bewahre unsere Seelen - dein Eigentum. Amen.

Lied: Ubi caritas (EG, Nr. 651)

Brigitte Jenkner

Juni - Martin Herbst

„Lege mich wie ein Siegel auf dein Herz, wie ein Siegel auf deinen Arm. Denn Liebe ist stark wie der Tod.“ Hoheslied 8,6

„Du trägst den Siegelring an einer Schnur auf deiner Brust. So nimm mich an dein Herz. Du trägst den Reif an deinem Arm. So eng umfange mich. Unüberwindlich ist der Tod: Niemand entrinnt ihm, keinen gibt er frei. Unüberwindlich –  so ist auch die Liebe, und ihre Leidenschaft brennt wie Feuer.“
Das sind Worte aus dem Hohenlied. Sehnsuchtsvolle Liebeswünsche in wunderbar poetischen Versen – über die Jahrhunderte bewahrt von Jüd:innen und Christ:innen. Das ganze Buch beschreibt in großer Breite und Tiefe die Verbindung zweier Liebender – von Gott wird hier nicht oft gesprochen. Doch inmitten der gelingenden Beziehungen, im Rausch der erotischen Nähe, ist es seine Liebe zu uns Menschen, die hier seinen Ausdruck findet. Diese Hoch-Zeiten sind von ihm für uns vorgesehen und keinesfalls verboten. Fast nichts kann Menschen so beflügeln wie derart tiefgehende Erlebnisse in der hingebungsvollen Zweisamkeit. Hier geht es um das Wunder des Eins-werden von zwei Individuen, ja zwei Egoist:innen. Auf einmal sind die Wünsche meines Gegenübers im Zentrum meines Denkens und Wollens, auf einmal wird das Du eine bedeutsame Größe für das Ich - so etwas schafft nur die Liebe. Nur die Liebe schafft eine Verbindung, die dem Tod etwas entgegenzusetzen hat. Warum stehen diese Verse in unserer Bibel? Warum sind diese Verse den jüdischen Geschwistern so wichtig, dass sie jedes Jahr am Passahfest verlesen werden? Im jüdischen Verständnis ist die Verbindung von Mann und Frau ein Sinnbild für die Verbindung von Gott zu seinen Menschen. So wunderbar innig und leidenschaftlich wie hier beschrieben wünscht sich Gott die Beziehung zu uns. Wir haben schon einen Platz an Gottes Herzen, nun liegt es an uns, IHN ebenfalls ganz dicht an unser Herz zu nehmen.

Gebet: Du leidenschaftlich liebender Gott, bitte schenke mir immer wieder innige und beglückende Momente der Nähe – zu dir und zu den ganz besonderen Menschen in meinem Leben! Amen.

Lied: Wo Menschen sich vergessen (Lieder zwischen Himmel und Erde, Nr. 2)

Juli - Elke Hüseman

„Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott.“ Psalm 42,3

Durst ist schlimmer als Heimweh. Dieser flotte Spruch benennt die gewaltige Dimension eines Mangels. Da gibt es ein Grundbedürfnis, das nicht gestillt wird. Durst treibt die Kamele durch die Wüste zur Oase, Hunger treibt Menschen auf der Suche nach genug Nahrung in unsicheren Booten übers Mittelmeer nach Europa. Ein Mangel ist nicht einfach nichts. Er kann eine gewaltige Sogkraft entwickeln. Entgegen der Schwerkraft steigt das Wasser aus den Wurzeln der Bäume 10-20 Meter hoch bis in die Blattspitzen, um deren Durst zu stillen. Ein Wunder der Natur. Das vermag Sehnsucht.
Wonach dürstet mich? Wie stark ist meine Sehnsucht nach Frieden, Gerechtigkeit, nach heiler Welt und Geborgenheit bei Gott? Manche Sehnsucht ist auf Erden nie ganz zu stillen. Hier im Psalm 42 gibt es Anfeindung, Spott, Zweifel und Verfolgung. Wie kommt meine Seele zur Ruhe? Das ist die Frage am Ende des Psalms. Und der Betende antwortet sich selber: Harre auf Gott, ich werde ihm noch danken.
Das ist für mich keine zufriedenstellende Antwort. Aber vielleicht entfaltet unser Glaube in der Verletzlichkeit und Unvollkommenheit seine größte Kraft. Vielleicht ist Zufriedenheit und Sattheit viel gefährlicher als Zweifel, Klage, Protest und Sehnsucht.

Gebet: Gott, mein Gott, du Schöpferkraft des Himmels und der Erden! Sieh unsere Bequemlichkeit und Sattheit. Sie macht uns träge und teilnahmslos. Schenke uns wieder Unruhe über alle Ungerechtigkeit, Durst nach Frieden, Hunger nach Gerechtigkeit, Hoffnung auf Erlösung und den Glauben an dein Reich der Liebe. „ Dein Reich komme! Wie im Himmel - so auf Erden!“ Amen.

Lied: Da wohnt ein Sehnen tief in uns (Lieder zwischen Himmel und Erde, Nr. 209

August - Ulrike Herbst

„Es sollen jauchzen alle Bäume im Wald vor dem HERRN; denn er kommt, zu richten die Erde.“ 1. Chronik 16,33

Die Bäume setzen alle Hoffnung auf den HERRN. Er ist es, der alles wieder zurechtrücken kann. Der Vers ist Teil eines Dankliedes von König David. Nachdem er Jerusalem erobert hat und König über ganz Israel wurde, lässt er die Bundeslade nach Jerusalem holen und feierlich aufstellen. David sorgt dafür, dass die Bundeslade wieder an den Platz kommt, der ihr zusteht. Das Volk Israel erhält seine „innere Mitte“ zurück. Für David Grund zum Jubeln. Auch unsere Gesellschaft ist aus dem Gleichgewicht. Wir haben unsere innere Mitte verloren, teils mit fatalen Folgen. Wir richten mit unserem selbstsüchtigen Handeln schwere Schäden an. Die Schöpfung leidet mit uns. Klimaforscher:innen sprechen von einer anderen Erde, die sich entwickeln wird, wenn die Durchschnittstemperaturen weiter ansteigen. Müssen wir verzweifeln oder gibt es Grund zur Hoffnung? Wer hilft uns heraus? Die Bäume des Waldes setzen ihre Hoffnung lautstark auf Gott, denn er ist der Einzige, der alles wieder richten kann, der zurechtrückt, bis alles wieder am richtigen Platz ist. Mir tut es gut zu wissen, dass nicht wir Menschen alles in der Hand haben. Wir sind auf Gottes Richten angewiesen. Er „lässt nicht los das Werk seiner Hände“. Daran können wir uns festhalten. Für uns heißt das: Am Ende stehen nicht die Klimakatastrophe und der Weltuntergang. Am Ende steht Gottes neue Welt, in der er mitten unter uns wohnen wird. Dann leben wir in Gottes Schalom. Bis dahin gibt es noch einiges für uns zu tun, denn wir tragen Verantwortung für diese Welt und für unser Tun. Gott wird uns zur Rechenschaft ziehen für alles, was wir angerichtet haben – auch das beinhaltet sein Richten. Aber am Ende steht der Jubel, dass Gottes Gericht alles zurechtrückt. Durch Jesus sind wir gerettet. Das ist nicht nur für die Bäume des Waldes Grund zum Jauchzen und Jubeln!
Gebet: Guter Gott, Du willst zurecht bringen, was in Schieflage geraten ist. Unser Leben, unsere Gesellschaft,
deine gesamte Schöpfung. Zeige uns, was wir dazu beitragen können und lass uns an unserer kleinen Kraft nicht verzweifeln. Danke, dass du alles in deinen guten Händen hältst. Amen.                        

Lied: Du kommst hinein in unsre Welt (Lebenslieder plus Nr. 158)

September - Maxie Kordes

„Gott lieben, das ist die allerschönste Weisheit.“ Jesus Sirach 1,10

Weisheit ist – laut Google – die durch Erfahrung gewonnene Lehre. „Weisheit“ ist nicht „Wissen“. Wissen kann ich mir aneignen. Einige Klicks im Web, einige Bücher zu einem Thema gelesen und ich weiß etwas dazu. Zugegeben, Wissen ist Macht, aber welche Art von Wissen will ich mir im Leben aneignen und dann auch behalten? Was ist wirklich wichtig und was kann ich getrost wieder vergessen?
Ich lese in der Bibel, habe mich im Studium mit Theologie beschäftigt und auch, wenn ich glaube, viel über Gott zu wissen, geht es doch bei „Weisheit“ um viel mehr. Es geht um das Erleben und das Erfahren. Das kann ich mir nicht anlesen. Erleben und Erfahren bleiben viel tiefer in meinem Gedächtnis als reines theoretisches Wissen.    
Die allerschönste Weisheit ist, Gott zu lieben und zu erleben und zu erfahren, dass sie mich liebt, ganz genauso wie ich bin.  Wenn ich Gott liebe, dann öffne ich mich ihr. Ich lasse sie in mein Leben, lasse die Höchste daran teilhaben und lasse mich ganz auf sie ein.
So etwas funktioniert nicht von heute auf morgen. Ein Leben mit Gott im Fokus will geübt werden. Jeden Tag ein bisschen mehr, jeden Tag eine neue Gotteserfahrung zulassen. Jeden Tag ihre Liebe erleben.
Dann komme ich der Weisheit immer näher. Nur so komme ich Gott näher, lerne Gott zu lieben und dadurch zuzulassen, dass Gott mich liebt.

Gebet: Gott, du bist die Quelle allen Wissens und der Ursprung allen Erlebens. Durch dich spüre ich mich selbst und die Welt um mich herum. Gott, lass mich weise werden und dich lieben. Amen.

Lied: Die Gott lieben werden sein, wie die Sonne (Lieder zwischen Himmel und Erde Nr. 223)

Oktober - Johannes Büker

„Groß und wunderbar sind deine Werke, Herr, Gott, Alles-Beherrscher. Gerecht und voller Wahrheit sind deine Wege, o König der Völker.“ Offenbarung 15,3

Geschafft! Singend und tanzend stehen die Sieger:innen vor Gott und stimmen ein Lied auf seine Größe an. Das Tier, 666, Nero, ist besiegt, der Schrecken ist (vorerst) vorüber und Gottes Glanz steht über allem. Das beschreibt der Text, der mitten in der Offenbarung des Johannes steht. Er spricht von den Überlebenden, den Siegreichen. Von denen die ihr Glück kaum fassen können. Der Text erzählt von einer Ausnahmesituation. Er spielt in der Apokalypse. Die Umstände, unter denen er geschrieben wurde, waren schwer. Jerusalem lag zerstört, der heilige Tempel geschändet da. Juden- und Christentum trennten sich langsam und wurden von außen als verschiedene Gruppen wahrgenommen. Der „Rechtsschutz“, den das Judentum trotz mehrerer Aufstände immer noch genoss, galt nicht für die Christen. So wurden sie mehr als einmal blutig verfolgt und vertrieben. Trotzdem singen sie. Die Überlebenden, die sich solidarisch zeigen, besingen Gottes Macht und Gerechtigkeit. Sie wissen, weder die Bürokratie, noch das System oder der Kaiser in Rom haben alle Macht. Gott, ihr Herr, steht über allem und beurteilt, wer gut gehandelt hat und wer nicht. Die Verfolgten, die Unterdrückten, die aus dem System und der Aufmerksamkeit Gefallenen singen laut zu ihrem Gott – und wissen, dass er sie hört und bei ihnen ist. Für mich ist es genau das, was Christsein ausmacht. Egal in welcher Situation ich stehe, vor welchem Bürokratie- oder Pandemiemonster, ich weiß immer, dass es eine:n gibt
der:die darüber steht. Adonaj – Zebaoth – Herr der himmlischen Heerscharen, Pantokrator – Alles-Beherrschende Macht, Elohim – Gott, Ruach – heilige Geistkraft: Das ist mein Gott, der gesprochen hat: „Fürchte dich nicht, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.“ „Ich werde bei dir sein alle Tage, bis ans Ende der Welt.“ Das glaube ich und darauf vertraue ich, denn groß und wunderbar ist mein Gott.

Gebet: Groß und wunderbar sind alle deine Werke, Gott, du allmächtige Kraft, die das All durchdringt. Deine ganze Schöpfung jubelt dir zu. Mit jedem neuen Tag stimme ich ein in den Gesang. Du bist wunderbar und groß, niemals kann ich dich begreifen. Trotzdem kann ich zu dir beten und mit meinen Sorgen und Ängsten zu dir kommen, denn du bist ein Gott, der Beziehung mit uns Menschen will, mit jeder einzigartigen Person von uns. Dafür danke ich dir und lobe deinen heiligen Namen. Amen.

Lied: Groß und wunderbar (Feiert Jesus 2, Nr. 1)

November - Steffi Schwarz

„Weh denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die aus Finsternis Licht und aus Licht Finsternis machen, die aus sauer süß und aus süß sauer machen!“ Jesaja 5,20

„Achtung! Passt auf! Lebensgefahr!“  Jesaja stellt hier ein großes Warnschild auf. Es geht ihm dabei nicht um kleine Schönheitsfehler. Er redet davon, was Leben zerstört. Es geht um Wahrheit und um ein gerechtes Miteinander. Jesaja legt den Finger dorthin, wo es weh tut. „Eigentlich“ wissen wir, wie Gott sich unser Miteinander vorstellt: dass wir wertschätzend miteinander und mit unserer großen oder kleinen Macht verantwortungsvoll umgehen. Gott will, dass wir in unserem Alltag Schwache unterstützen, Andere nicht ausnutzen, die Wahrheit achten. „Eigentlich“ wissen wir das. Doch hin und wieder ist die Verlockung da, die Wahrheit so zu verdrehen, bis sie uns in den Kram passt. Manchmal leben wir so, als ob der Zweck die Mittel heiligt und wir ein Recht darauf hätten, Vorteile auszunutzen, selbst wenn andere darunter leiden. Vermutlich leben wir häufig so, als hätten wir keine Verantwortung für die Menschen, auf deren Leiden unser Wohlstand aufbaut. „Achtung! Passt auf, was ihr tut!“ Jesaja warnt auch uns. Er ruft uns auf, ehrlich hinzuschauen und uns zu fragen: Wie gestalten wir unser Miteinander? Achten wir die Wahrheit? Es geht nicht um eine Verurteilung, sondern im Hören dieses Verses eröffnet sich heute für uns die Möglichkeit, anders zu reden und zu handeln. So, dass daraus Gutes entsteht – für unsere Mitmenschen und für uns. Eine ehrliche Entschuldigung kann zum Beispiel Vertrauen wachsen lassen. Fair ausgegebenes Geld kann einem anderen Menschen ein besseres Leben ermöglichen. Rücksichtsvolles Handeln den Alltag hell machen.
            
Gebet: Gott, du wunderbarer Ratgeber und Friedefürst, hilf mir, heute mein Verhalten zum Guten zu verändern, ehrlich zu sein, so zu reden und zu handeln, dass daraus Gutes entstehen kann. Amen.                    

Lied: Folgen (Lebenslieder plus, Nr. 93)            

Mit freundlicher Genehmigung von buch+musik ejw-service gmbh, Stuttgart

Dezember - Adriana Erhardt

„Der Wolf findet Schutz beim Lamm, der Panther liegt beim Böcklein. Kalb und Löwe weiden zusammen, ein kleiner Junge leitet sie.“ Jesaja 11,6

Klingt erst einmal unrealistisch. Löwen und Panther sind große und mächtige Tiere. Sie sind gefährlich. Warum sollten sie die Schwachen nicht sofort fressen, wenn sie die Möglichkeit dazu hätten?
So ist das auch bei uns. Menschen streben nach Macht und Einfluss. Ohne Rücksicht auf Verluste. Die Schwachen werden übersehen, unterdrückt, vertrieben. Sie müssen sich anpassen oder werden vergessen.
Es wimmelt von Löwen und Panthern. Das Land ist durchsetzt mit höchst gefährlichen, brutalem Unheil bringenden Mächten. Aber der Prophet sieht mitten im Chaos der Welt die neue Wirklichkeit. Die große Vision von einer harmonisch zusammenlebenden Schöpfung. Ein veganer Löwe ist natürlich kein Löwe mehr. Zumindest nicht im herkömmlichen Sinne. Aber vielleicht doch ganz anders?
Es soll Gerechtigkeit herrschen. Das bedeutet, sich um die Schwachen zu kümmern. Für die da zu sein, die das, was sie zum Leben brauchen, nicht selbst durchsetzen können. Die Starken sollen sich an den Schwachen orientieren. Kein bekriegen oder fressen mehr. Alle sollen angstfrei leben können. Dadurch kann sich das Leben ausbreiten und die Fürsorge füreinander.
Die gesamte Schöpfung wirkt dabei mit, wie ein Paradies. Alles kann (auf)leben. Frieden auf Erden, durch Jesus!
Advent bedeutet: Auf Jesus voller Hoffnung warten, denn er soll den Frieden bringen.

Gebet: Gott, ich bitte dich um offene Augen, Ohren und Herzen, damit ich erkennen kann, wo sich etwas verändern muss. Dafür bitte ich dich um Kreativität und gute Ideen. Ich bete auch für Mut, um für neue und scheinbar absurde Ideen und Visionen einzustehen. Ich bitte dich um Durchsetzungsvermögen dafür. Amen.

Lied: Wenn das Brot, das wir teilen (EG 667)
Weiterer Liedvorschlag: Link: 05-12 (amd-westfalen.de): Friede auf Erden

Jahreslosung 2022

Jesus Christus spricht: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“ Johannes 6,37

Wie war das eigentlich damals mit dem Berghof? Was wollten wir mit ihm?
Ich erinnere mich gut: Wir haben im Trägerkreis lange beraten und uns dann auf 4Gs geeinigt? 4Gs? Das kennen wir doch, zumindest 3Gs, bei den großen Corona-Problemen heute: Genesen, geimpft oder getestet! Aber das war es nicht damals. 4Gs waren keine Voraussetzungen, um den Berghof besuchen zu können. Nein, das waren unsere Ziele. Das sollten die jungen Leute bei uns bekommen, wenn sie es wollten. Alle sollten sie kommen, und alle sollten sie etwas empfangen. Und was? 4Gs, das waren: Glauben wecken, Glauben vertiefen, Gemeinschaft praktizieren, ganzheitlich leben. Das wollten wir anbieten, soweit das in unseren Kräften stand. Einladen zu Jesus wollten wir, Hilfestellung wollten wir geben, damit der Glaube wächst. Gemeinschaftserlebnisse wollten wir anbieten und, ja, damals schon ganz modern: Wir wollten den Menschen vermitteln, dass wir alle wie auch die uns umgebende Landschaft, Teil der guten Schöpfung Gottes sind, die es zu bewahren gilt.
Die Jahreslosung 2022 passt sehr gut zu diesen Anliegen. Denn zwar ist der Berghof nicht mehr Teil der MBK-Arbeit, aber diese vier Essentials sind heute so aktuell wie damals. Sie alle stehen unter der Einladung Jesu, die das Jahr 2022 prägen soll.
Aus dem Johannesevangelium stammt der wunderbare Satz Jesu: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“
Was für ein Satz! Aus guten Gründen muss heute viel abgesagt, ja abgewiesen werden. Abstand ist wichtig, die 3G oder 2Gplus oder 2G machen deutlich, was noch sein darf und was nicht. „Der beste Kontakt ist kein Kontakt“, hat Angela Merkel vor einigen Monaten gesagt. Da hinein nun das Angebot Jesu: Der Kontakt mit ihm wird durch kein Virus gestört. Jeder kann kommen. Er oder sie wird beschenkt, mit reichen Gaben. Ein ganzes Leben lang will Jesus Sinnstifter, Wegbegleiter, Ratgeber, Freund und Kraftquelle sein. Darum lohnen sich unsere damaligen 4Gs auch heute!
Aber auch persönlich: Ich möchte sein großes Angebot wieder neu beherzigen. Jesus hat ja kurz vorher (Joh 6,15) gesagt: „Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; wer an mich glaubt, den wird nicht wieder dürsten.“

Gebet: Vielen Dank, Herr Jesus, dass Du niemanden abweist, der zu Dir kommen will. Ja, bei Dir ist das volle Leben! Mach unsere Herzen bereit für Dich, damit wir Deinen Trost und Deine Lebenskraft erfahren, gerade auch in diesen schwierigen Zeiten. Amen.

Impuls & Gebet: Hartmut Bärend

Wer

Wer macht mich satt?
Wer stillt meine Sehnsucht?
Wer beendet das NIE GENUG?

Wer ist bei mir,
wenn Schwärze und Wellen über mir zusammenbrechen?
Wer begegnet furchtlos meiner Angst?
Wer gibt der Leere Inhalt?

Wer hält meine Zweifel aus?
Wer erinnert mich daran,
dass es Geborgenheit gibt?
Wer zeigt mir, wo meine Füße Halt
und meine Gedanken Zuflucht finden?

Die Antwort bleibt ein Tasten.

Einer wendet sich zu.
Einer rüttelt mich auf.
Einer sagt: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.

Wohin bringt mich ein Schritt in seine Richtung?

 
Bild & Bildinterpretation: Christina Balke

Lied zur Jahreslosung

Lied: Micha Keding & Katja Demma'Indo